WPV Die Kampagnenorganisation Foodwatch hat die Unternehmen des Lebensmittelhandels aufgefordert, von ihren Lieferanten die »Nicht-Nachweisbarkeit« von Mineralölsubstanzen in Lebensmitteln zu verlangen. Als Begründung wurde angeführt, diese seien »technisch vermeidbar«. Die Organisation macht Lebensmittelverpackungen aus Altpapier als eine der Hauptquellen für die Verunreinigung von Lebensmitteln mit Mineralölen verantwortlich.
Der Kritik, dass seit Jahren nichts seitens der Industrie getan worden sei, um den Mineralöleintrag bei Lebensmitteln zu verhindern, hat der Wirtschaftsverband Papierverarbeitung e.V. (WPV) in einem Gespräch mit Foodwatch vehement widersprochen und darauf hingewiesen, dass der WPV und seine Mitgliedsverbände bereits 2010 eine Selbstverpflichtungserklärung zum Einsatz von mineralölfreien Druckfarben beim Verpackungsdruck gegenüber dem damals zuständigen Verbraucherschutzministerium abgegeben hat. Ausserdem hat die Kartonindustrie seither Kartonqualitäten mit Barrierewirkung entwickelt.
Die deutschen Hersteller von Papier-, Karton- und Pappe-Verpackungen haben somit alle Massnahmen bereits ergriffen, die in ihrem Handlungsbereich liegen. Dies zeigen selbst Untersuchungen von Foodwatch zur Mineralölthematik vom Herbst 2015, bei denen ein Grossteil der getesteten Produkte am deutschen Markt keine oder nur eine geringe Mineralölbelastung aufweist.
WPV-Geschäftsführer Thomas Pfeiffer: »Allerdings greifen diese Maßnahmen nur, wenn alle am Papierkreislauf Beteiligten entsprechend an einem Strang ziehen. Insbesondere die Zeitungsverleger und -drucker verwenden jedoch weiterhin mineralölhaltige Druckfarben, die in den Papierkreislauf gelangen.«
Der WPV weist auch die Behauptung zurück, Lebensmittelverpackungen aus Altpapier seien die Haupteintragsquelle für Mineralölrückstände in Lebensmittel. So habe die europäische Lebensmittelbehörde EFSA bereits 2012 festgestellt, dass Lebensmittelkontaktmaterialien lediglich eine von zahlreichen Möglichkeiten darstellen, wie Mineralölsubstanzen in Lebensmittel gelangen können.
Dies sei auch ein Grund dafür, weshalb die bisherigen BMEL-Verordnungsentwürfe zur Regelung ausschließlich der Lebensmittelverpackungen auf Altpapierbasis nicht vollzugsfähig seien und auch nicht dem Verbraucherschutz dienten, wenn eine mögliche Eintragsquelle geregelt wäre, zahlreiche andere aber nicht, so WPV-Geschäftsführer Pfeiffer.
Der Wirtschaftsverband Papierverarbeitung (WPV) e.V. ist die Dachorganisation der Industrieverbände der Papier, Karton, Pappe und Folien verarbeitenden Industrie in Deutschland. Die mittelständisch strukturierte Branche erzielt einen Jahresumsatz von rund EUR 18 Mrd. und hat ca. 80.000 Beschäftigte. Dem WPV gehören folgende Mitgliedsverbände an:
- Verband der Wellpappen-Industrie e.V. (VDW), Darmstadt
- Verband der Hersteller selbstklebender Etiketten und Schmalbahnconverter (VsKE) e.V., Höchberg
- Verband Vollpappe-Kartonagen (VVK) e.V., Darmstadt
- Industrieverband Papier- und Folienverpackung e.V. (IPV), Frankfurt
- Fachvereinigung Hartpapierwaren und Rundgefäße (FHR), Frankfurt
- Verband der Zigarettenpapier verarbeitenden Industrie (VZI) e.V., Berlin
- Gemeinschaft Papiersackindustrie e.V. (GemPSI), Frankfurt (Foto: WPV)