Wie Zusammenarbeit entlang der Lieferkette die Umsetzung der PPWR unterstützt.
Masterpress SA, Hersteller von Etiketten und Shrink-Sleeves in Białystok/PL setzt die Entwicklung nachhaltiger Verpackungslösungen in enger Kooperation mit der Zulieferindustrie um. Der erste »Media Day« des Unternehmens zeigte konkrete Wege der Zusammenarbeit in der Supply Chain für Etiketten auf, die ganz im Sinne der Anforderungen der Europäischen Verpackungsverordnung PPWR stehen.
Dieter Finna · www.pack-consult.org · (Eine englische Fassung finden Sie hier).
Am 4.und 5. Juni 2025 bot Masterpress der europäischen Fachpresse Gelegenheit, sich über die aktuelle Entwicklung des Unternehmens zu informieren. Im Mittelpunkt stand der Weg des Etiketten- und Verpackungsherstellers zu nachhaltigen Verpackungslösungen, die Masterpress innerhalb seiner branchenübergreifenden Zusammenarbeit präsentierte. Sie profitiert von komplementären Kompetenzen in der Branche, der gemeinsamen Nutzung von Ressourcen und der gegenseitigen Inspiration bei Konzepten und Strategien. So entsteht ein Mehrwert, der über die rein additive Zusammenarbeit hinausgeht.
Wie sehr Etikettenverarbeiter heute die Kombination aus Druck- und Verarbeitungssystemen beherrschen müssen, zeigte sich eindrucksvoll beim Firmenrundgang. In der Druckvorstufe setzt Masterpress auf die Workflow-Software Automation Engine, die unter anderem eine präzise Verzerrung für Shrink-Sleeve Anwendungen auf unterschiedlichste Behälterformen ermöglicht. Ebenso werden druckspezifische Anpassungen wie Trapping damit umgesetzt.

Im Maschinenpark spiegeln Investitionen in hybride Drucksysteme mit 12 und 14 Druckwerken den technologischen Anspruch des Unternehmens wieder. Durch sie kann Masterpress umweltfreundlichere Shrink Sleeve-Drucklösungen anbieten, beispielsweise durch energieeffiziente LED-UV-Härtung und die zukunftsweisende Technik, Folien mit einer Dicke von 12 µm zu drucken, was zu einer effizienteren Ressourcennutzung beiträgt. Beides Trends, die Masterpress in einem frühen Stadium proaktiv angegangen hat.
Die Investitionen von Masterpress umfassen auch eine eigens für F&E betriebene Hybridmaschine, die UV-Flexo- und Tiefdruck kombiniert. Sie

kombiniert UV-Flexo- mit fünf Tiefdruckwerken und dient der Erprobung innovativer Effekte bei neuen Designs ebenso wie der Entwicklung recyclingfähiger Etikettenlösungen. Mit der gut ausgestatteten R&D-Abteilung kann Masterpress Entwicklungstrends und Entwicklungen frühzeitig aufgreifen und mit Zulieferern und Instituten in marktfähige Lösungen umsetzen. Dabei werden neben der Verpackungsverordnung auch weitere wichtige Regularien wie zum Beispiel die deutsche Druckfarbenverordnung einbezogen. Aktuell testet das R&D-Team eine Folie mit 50 % Recyclatanteil. Gemeinsam mit Siegwerk wurde zudem das erste vollständige UV-Flexodruck-Deinking-System im europäischen Markt entwickelt. Interne Labortests bei Masterpress und dem Farbenhersteller zeigen eine hochwertige Rezyklat-Qualität.
Masterpress wurde 1966 gegründet und ist ein führender europäischer Anbieter hochwertiger Selbstklebe-Etiketten und innovativer bedruckter dekorativer Verpackungslösungen. Das Unternehmen mit Hauptsitz im polnischen Białystok beschäftigt ca. 350 Mitarbeiter und bietet bei Verpackungen Komplettlösungen für die gesamte Shrink-Sleeve-Branche: von der eigenen Herstellung von Sleeve-Etiketten über die Etikettenapplikation bis hin zur Produktion, Installation und Wartung kompletter Sleeve-Anlagen.
Innovation braucht Kooperation
Die Europäische Verpackungsverordnung eröffnet nicht nur regulatorische Herausforderungen, sondern bietet aus Sicht von Masterpress auch eine Chance für die Verpackungsindustrie. Zwar bleibt der rechtliche Rahmen der Verordnung mit seinen vielen noch zu definierenden Details in diesen Teilen unkonkret. Doch gerade darin liegt Potenzial: Die Verordnung zwingt nicht nur zu einem Umdenken, sondern fordert aktiv zur Zusammenarbeit über Unternehmens- und Branchengrenzen hinweg auf.
Panel Diskussion: Kooperation als Schlüssel zur Umsetzung der PPWR
In der Panel-Diskussion betonten die Branchenvertreter die zentrale Rolle der Zusammenarbeit bei der Umsetzung der EU-Verpackungsverordnung. Während in der Verpackungsentwicklung bisher vor allem an der Optimierung von Kosten und Leistung gearbeitet wurde, rückt die Integration von Nachhaltigkeit in den Entwicklungsprozess in den Fokus – eine enorme Herausforderung.

Neben Design und Materialeinsatz geht es vor allem auch darum, ausreichend Mittel in die Sammlung und Sortierung von Verpackungen zu investieren. Rezyklate, wie sie beim Firmenrundgang im Labor vorgestellt wurden, sind aktuell teurer als Neuware – ein Problem, das dringend gelöst werden muss, um die Ziele der PPWR zu erreichen.
Diskussionspunkt ist auch die Frage, ob Verbraucher bereit seien, mehr für nachhaltige Produkte zu zahlen. Eine Meinung dazu war, wenn die Industrie aktuell selbst nicht bereit ist, höhere Kosten zu tragen, kann das auch nicht vom Konsumenten verlangt werden. Als Branche müssen wir uns selbst in die Verantwortung nehmen und alle gleichermaßen in diese Transformation investieren. Es geht darum die Zukunftsfähigkeit der Branche zu sichern, um auch in den nächsten 20, 30 Jahren noch Geschäfte zu machen.
Echte Innovation kann nur im Dialog mit Partnern entlang der gesamten Lieferkette entstehen – von der Materialentwicklung über den Druck bis hin zum Recycling. Die ambitionierten Ziele der PPWR, wie die Reduzierung von Verpackungen, der Einsatz recyclingfähiger Materialien oder das Erreichen verbindlicher Rezyklat Anteile, lassen sich nur gemeinsam erreichen.
Die spannende Diskussion wurde deutlich, dass zwar noch viele Fragen zu klären und Regeln zu definieren sind, aber gerade in dieser Offenheit das Potenzial steckt, gemeinsam erfolgreiche und zukunftsweisende Ansätze zu entwickeln.