Finat, European Label Forum

FINAT führt die Etikettenindustrie auf direktem Weg in die Zukunft

Das zweite European Label Forum der Finat hatte sich deutlich auf die beiden Themen Wertschöpfung und Innovationen konzentriert. Gerade sie eröffnen neue Wege zur Differenzierung in einer Zeit der vielen Techniken zur mehrfachen Produktdekoration, Verpackung und Präsentation. Die Veranstaltung, die zum zweiten Mal in Amsterdam ausgerichtet wurde, hat Branchenführer aus allen Bereichen der Wertschöpfungskette zusammengeführt, um neue Ideen auszutauschen, Kontakte zu pflegen und sich von einem Programm inspirieren zu lassen, das mit dem Ziel erarbeitet wurde, die Etikettenindustrie auf direktem Weg in eine erfolgreiche Zukunft zu führen.

Das Forum begann mit einem Begrüssungscocktail im Bereich der Zulieferer-Tabletop-Ausstellung. Dem schloss sich die Preisübergabe an die Gewinner der diesjährigen FINAT Etiketten- und Recycling-Wettbewerbe an.

Die Zukunft beginnt heute

Finat
Finat-Präsident Thomas Hagmaier.

Der internationale Zukunftsforscher und Trendscout Magnus Lindqvist zeigte mit seinem praxisnahen Grundsatzvortrag der Etikettenindustrie einen visionären Weg in die Zukunft auf. Er ermutigte die Delegierten, ihr Geschäft auf neue Weise zu sehen und betonte, dass Veränderungen in diesem Bereich heute ein unverzichtbarer Faktor sind. Dabei halten sich die meisten Unternehmen heute eher an die Worte von Nancy Sinatra in »These boots are made for walking«: »Anstatt dich zu ändern, machst du weiter, als ob nichts wäre«.

In früheren Jahrhunderten, so erinnerte er die Zuhörer, konnte man die Macht, die man hatte, einfach an seine Kinder weitergeben. Wenn man heute Macht hat, dann ist auch immer jemand da, der sie einem wegnehmen möchte. Seinen Worten zufolge gibt es im Allgemeinen drei Möglichkeiten, ein Unternehmen zu führen: Lügen und betrügen, ehrlich sein oder sich auf sein Glück verlassen. Doch jetzt ist es wirklich an der Zeit, diesen Zustand zu ändern. »Minimale Verbesserungen bringen nur minimale Ergebnisse.« Die Lösung besteht darin, »Trends zu vermeiden – und nach den Geheimnissen zu suchen …«. Mit anderen Worten, es geht darum, sich auf den Techniker und nicht auf den Vertrieb zu konzentrieren. Die Unternehmen sollten experimentieren, etwas riskieren … und Geduld haben. Und natürlich, so unterstrich Lindqvist, sind wagnisfreudige Kunden in solch einer Innovationsphase ein Schlüsselfaktor.

Der Zustand der Etikettenindustrie

Der nächste Programmpunkt führte die Delegierten von der Zukunft wieder in die heutige Zeit zurück. Es folgte eine Bewertung der Trends und Entwicklungen auf der Grundlage der vierteljährlichen statistischen Analyse des FINAT zum europäischen Etikettenmaterial sowie anhand der tief gehenden Untersuchungen des halbjährlichen Newsletters FINAT RADAR. Jules Lejeune, Geschäftsführer der FINAT, wies auf das seit 2012 anhaltende rege Wachstum in der Branche hin, das im Durchschnitt mehr als 5% jährlich betrug und damit weit über dem BIP lag. Im Jahr 2015 hat die Nachfrage nach Etikettenmaterial einen Wert von 6,77 Mrd. m2 erreicht, wobei die zehn wichtigsten Etikettenmärkte der EU insgesamt 75% der Gesamtmenge auf sich vereinten. Das ist ein starker Indikator dafür, dass in den Ländern, die unter dem europäischen Durchschnitt liegen, noch ein riesiges Wachstumspotenzial liegt.

Auch in Folge der Forderung nach Just-in-Time-Lieferungen sinken die Auflagenhöhen. Zudem zeigen die Forschungsergebnisse, dass ein hoher Prozentsatz der Druckereien jetzt in anderen Technologien als dem traditionellen Etikettendruck aktiv wird oder diese ernsthaft in Erwägung zieht. Dazu zählen Sleeves, flexible Verpackungen und In-Mould-Etiketten. Auf den Endkundenmärkten waren Pharmazeutika, Gesundheitsprodukte und Kosmetika sowie Lebensmittel im Jahr 2015 am stärksten vertreten. Abschliessend unterstrich Lejeune das Engagement der FINAT für seine Hauptaufgabe, eine stets aktuelle Wissensbasis zu den Themen Technik, Gesetzgebung und Endnutzer bereitzustellen sowie das Zusammenwirken und die Zusammenarbeit in der gesamten Wertschöpfungskette zu fördern.

Die Buzzmaster-Debatte

Die ELF 2016 Buzzmaster-Debatte ist ein innovatives Konzept für die interaktive Kommunikation mit allen Zuhörern unter Zuhilfenahme neuer Medien. Unter Vorsitz von Radio-Talkmaster Rens de Jong – in den Niederlanden als Moderator des Jahres ausgezeichnet – brachte die Debatte mehrere Experten aus verschiedenen Bereichen der Lieferkette zusammen, um die über die Buzzmaster-App eingereichten Fragen der Delegierten des Etikettenforums zu diskutieren. Fragen der Delegierten wurden auf einem Bildschirm gezeigt und von dem Experten-Forum, dem auch die Endnutzer Tesco und Nutricia, führende Designer sowie Forschungs- und Unternehmensberater angehörten, umgehend beantwortet. Die Meinungen der Experten zu Themen wie Werbung auf der Verpackung, Wertschöpfung und Nachhaltigkeit lieferten zahlreiche Denkanstösse. Die erste Fragerunde, in der Rens de Jong die Experten vorstellte, zeugte von einem breit gefächerten Meinungsspektrum zum Profil der Etikettenindustrie von heute und zu den Erwartungen von morgen.

Unternehmenswachstum

Als nächstes folgten zwei parallel stattfindende Weiterbildungssitzungen. Der erste Workshop wurde von Phil Allen, CEO der Customer Value Management GmbH, geleitet und erläuterte, wie sich aus dem aktuellen Geschäft ein höherer Wert erwirtschaften lässt. Er untersuchte den Bedarf der Kunden sowie die Werttreiber und auch die Möglichkeiten, die vorhanden sind, um Vorteile und Werte zu schaffen. Die Teilnehmer nahmen an Round-Table-Gesprächen zu damit in Zusammenhang stehenden Schwerpunktthemen teil.

Der zweite Workshop konzentrierte sich auf Innovationen für ein zukünftig rentables Wachstum. Gordon Crichton, Direktor des französischen Institut du Management de l’Achat International, der ein gerngesehener Referent auf FINAT-Veranstaltungen ist, führte ein »gemeinsames Brainstorming« an. In diesem Rahmen erarbeiteten die Delegierten verschiedene Schritte zum erfolgreichen Planen, Organisieren und Fördern von Innovationen.

Die »Label Masters Challenge«

Am Morgen von Tag 2 folgte die nächste Herausforderung. Die Delegierten mussten ihre Kenntnisse zu technischen Fragen der Branche unter Beweis stellen. Die »Label Masters Challenge« wurde von Mike Fairley (Director, Labels & LabelingFinatConsultancy) und Quizmaster Niklas Olsson (Flint Group) geleitet. In Teams aus je acht Mitgliedern mussten die Delegierten in vier Runden Fragebögen mit je 20 Fragen zu speziellen Etiketten-Themen beantworten. Die Fragen orientierten sich an den vorhandenen Modulen der neuen Label Academy als wichtiger professioneller Online-Plattform für die Bildung und Weiterbildung, an der der FINAT als Entwicklungspartner mitarbeitet.

Nachschau zur drupa

Da das European Label Forum nur wenige Tage nach der drupa stattfand, musste das Programm natürlich auch eine Expertensitzung zu den Höhepunkten im Bereich des Etiketten- und Verpackungsdrucks enthalten. Herbert Knott (VskE) stellte sich der Herausforderung und beschrieb in seinem Vortrag die »technologischen Mitbringsel« der Messe. Er gab eine bemerkenswert umfassende und professionelle Einschätzung der Fortschritte in allen Bereichen des Druckens, angefangen bei analogen, hybriden und digitalen Druckprozessen über Bahnreinigung, Druckplatten, Rakel, LED- und UV-Trocknung bis zu Software, Farben und Bedruckstoffen. Angesichts der unglaublichen Vielfalt digitaler Technologien auf der drupa prophezeite er: »Flüssigtoner, Trockentoner und Inkjet-Systeme werden die Zukunft bestimmen. Die Druckindustrie wandelt sich zu einer ›Farbsprüh‹-Industrie!«

Mit der Zielflagge in der Hand

Der Abschlussvortrag auf dem European Label Forum widmete sich den Lehren, die man aus der Welt der Formel-1-Rennen ziehen konnte. Aber, so betonte der Referent Mark Gallagher: »Meine Geschichte handelt nicht von den Rennen der Formel 1. Vielmehr geht es um Wachstum durch Innovation in einer unglaublich wettbewerbsintensiven Umgebung.« Mark Gallagher, der viele Jahre lang in verschiedenen Leitungspositionen bei Teams wie Jordan und Red Bull die Verantwortung trug, brachte wirklich alle Voraussetzungen mit, um aufschlussreiche Einblicke darin zu vermitteln, wie man Siegerteams aufbaut, im weltweiten Massstab bestehen kann und bei Innovationen den Mitbewerbern immer einen Schritt voraus bleibt.

Das sich ändernde Gesicht der F1-Szene, wo die Haupteinnahmequelle und das Geschäftsmodell von den Team-Sponsoren aus der Tabakindustrie zur Organisation und zum Management eines globalen Sportereignisses hin verlagert wurde, weist deutliche Parallelen zur modernen Etikettenindustrie auf. Beide Branchen verfolgen die gleichen Prioritäten: Sicherheit, Qualität, Konformität und Innovation. Und genau wie die Etiketten-Lieferkette, so führte Gallagher aus: »machen wir nicht alles selbst«. Und in der Formel 1, so betonte er, »wollen wir keinesfalls Lieferanten, die nur Bestellungen ausliefern. Wir wollen Lieferanten, die uns sagen: ›Wir können euch helfen, Innovationen umzusetzen‹.« Er nannte beeindruckende Beispiele dafür, wie eine solche Zusammenarbeit und Partnerschaft zu wichtigen Verbesserungen in der Formel 1 beigetragen haben.

Schlussbemerkungen

Nach diesem sehr konzentrierten Vortrag beendete FINAT-Präsident Thomas Hagmaier offiziell die Konferenz und bedankte sich bei den Delegierten und Sponsoren sowie dem Sekretariat für ihre Unterstützung.

Jules Lejeune, Geschäftsführer des FINAT, schloss sich dem positiven Echo der Delegierten an und unterstrich, dass die Veranstaltung ihr selbstgestecktes Ziel, ein »interaktives, inspirierendes und geschäftsorientiertes Forum« zu bieten, ohne Zweifel erreicht hat. »Für den ELF Programmausschuss und den Programmdirektor besteht nun die Herausforderung darin, den Wandel fortzusetzen und die Messlatte für die nächste Ausgabe des ELF noch höher anzusetzen.« Das nächste FINAT European Label Forum 2017 findet vom 15.–17. Juni 2017 in Berlin statt. (Fotos: Finat)

www.europeanlabelforum.com
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