Das fünfte European Label Forum der FINAT (5.–7. Juni 2019) in Kopenhagen/DK war ein großer Erfolg. 250 Führungskräfte aus der Etikettenindustrie trafen sich zum Networking, zur Interaktion mit Kollegen, zur Zusammenabeit mit hochkarätigen Industriepartnern, und um zu lernen und sich von einem Expertengremium zu einer Vielzahl von Themen inspirieren zu lassen, die für die Zukunft der europäischen Etikettenindustrie relevant sind. Nach 60 Jahren bleibt die FINAT-Community lebendig und neugierig auf neue Ideen.
Neuer Programmpunkt: »Converter-Only Roundtables«
Der 48-stündige Marathon des Business Learning begann am Mittwochnachmittag mit einem neuen Feature im Programm: Den »Converter-Only Roundtables«, die eine Plattform für Label-Unternehmensinhaber und -Manager schaffen sollen, wo sie Themen diskutieren können, die sie nachts wach halten. Basierend auf einer Online-Umfrage unter den Führungskräften von Etikettenunternehmen wurde eine Shortlist mit 4 Themen erstellt, die in kleinen Gruppen in zwei 45-minütigen Runden diskutiert wurden: »Nachhaltigkeit & Recycling«, »Technologieinvestitionen«, »Marketing« und »Nextgen-Belegschaft«. Von diesen 4 Themen wurde das letzte verschoben, bis die Ergebnisse eines separaten Brainstormings später auf der Veranstaltung vorliegen (siehe unten). Etwa 25 Wirtschaftsführer nahmen an dieser Vorveranstaltung teil, und die Ergebnisse der Diskussionen wurden in den Prioritätsgremien festgehalten, die dem FINAT-Hauptausschuss vorgelegt wurden.
Die Zukunft der Etikettenindustrie gestalten
Zum ersten Mal hat der FINAT Young Managers Club seine Jahrestagung mit dem wichtigsten jährlichen Treffen der FINAT kombiniert. Die YMC-Vorstandsmitglieder Mikaela Harding (Pulse Roll Label Products) und Matthias Vollherbst (Vollherbst Druck) präsentierten bei dieser Gelegenheit die Ergebnisse einer Umfrage unter den zukünftigen Führungskräften dieser Branche anlässlich ihres 10-jährigen Bestehens und präsentierten ihren neuen Marken- und Markennamen: Das »Young Professionals Network«. Der neue Slogan »Shaping the future of the label industry« drückt deutlich den Ehrgeiz aus, aktiv zum FINAT-Hauptprogramm beizutragen und die Verbindung mit neuen Talenten zu stärken.
Von anderen Branchen lernen
Die Konferenz startete mit einer Begrüßung durch Präsidenten Chris Ellison (FINAT Präsident, Foto links) und Frederik Krause (Präsident DLA Dansk Etiketforening – Verband der dänischen Etikettenhersteller, Foto rechts).
Keynote-Speaker Hamish Taylor reflektiert in einem inspirierenden Vortrag über seine eigenen Erfahrungen als (Chief) Executive und Brand Manager bei British Airways, Eurostar und Sainsbury’s Bank, wo er Innovationen erfolgreich umgesetzt hatte, indem er Ideen aus anderen Branchen »gestohlen« und den Mitarbeitern zugehört hatte, die täglich mit dem Kunden in Kontakt stehen.
Ein signifikanter Indikator für eine Abschwächung
Lokale Marktberichte folgten von Lars Ole Nauta (DK) und Leif Persson (SE) über den Etikettenmarkt in Dänemark, Schweden und Norwegen. Anschliessend berichtete FINAT Geschäftsführer Jules Lejeune in seinem jährlichen Statistikbericht über den europäischen Etikettenmarkt und über eine Verlangsamung der europäischen Etikettenmaterialnachfrage und des Etikettenverkaufs berichtete. Die Volumennachfrage nach Haftmaterial in Europa lag im vergangenen Jahr mit knapp 7,5 Mrd. Quadratmetern um 1,4% über dem Niveau von 2017; das ist auf die zunehmende Unsicherheit auf den internationalen Märkten angesichts von Brexit, dem Handelsstreit zwischen den USA und China, und den politischen Unsicherheiten innerhalb der Eurozone zurückzuführen. Corey Reardon von AWA Alexander Watson Associates erweiterte den Anwendungsbereich weiter und betrachtete die Entwicklung der Etikettenindustrie nicht nur aus einer globalen Perspektive, sondern auch aus einem breiteren Kontext der »Produktdekoration«. Zieht man den USP von selbstklebenden VIP-Etiketten vom Gesamtmarktvolumen ab, ist im Vergleich zu Nassleim und Sleeves noch einiges zu tun.
Ein ganzheitlicher Innovationsansatz
Zum Abschluss der Marktübersichtssitzung führte der Session-Moderator Andy Thomas (Labels & Labeling) ein Interview mit Guido Schmitz, außerordentlicher Professor an der Rutgers University in New York, wo er sein breites Wissen und seine Erfahrung als Head of Packaging and Technology Innovation bei Bayer HealthCare (Consumer Division) einbringt. Schmitz, der auch Vorstandsmitglied der Active and Intelligent Packaging Industries Association (AIPIA) ist, bekundete seinen festen Glauben an einen ganzheitlichen Designansatz für die Innovation von Produktverpackungen. Er teilte einige interessante Einblicke und gab eine Demonstration von Beispielen für »zukünftige Verpackungsprojekte«, an denen seine Schüler beteiligt waren.
Gruppensitzungen
Der Nachmittag des ersten Konferenztages fand in Form von drei parallelen Business-Learning-Streams statt.
Tim Paridaens (Deloitte) fasste die Ergebnisse einer Marktforschung zu Anwendungen, Geschäftsmodellen und Erfolgsfaktoren zusammen. Matthias Vollherbst (Vollherbst Druck) demonstrierte live die von ihm für den Weinmarkt entwickelte Labelinmotion-App und unterstrich, wie Unternehmen sich von einem »Etikettendrucker« zu einem »Lösungsanbieter für Weinmarketing« neu positionieren können.
Achim Grefenstein (Constantia Flexibles) und Casper van den Dungen (Plastics Recycling Europe), behandelten jeweils verschiedene Aspekte des »Design for Recycling«.
Koos Wurzer (Global Employer Branding und Candidate Experience Manager bei Danone), legte dar, was kleine und mittlere Unternehmen von einem ihrer globalen Kunden bei der Bewältigung des Kampfes um Talente lernen können. Alastair Banks(Optix Solutions) gab schließlich eine praktische Einführung, wie Führungskräfte ihre Unternehmen und sich selbst mit Hilfe der Plattform LinkedIn effektiv vermarkten können.
Am Abend waren die Gewinner der FINAT Label Competition ausgezeichnet worden.
Einzelhandel und E-Tail konvergieren
Am letzten Vormittag der Veranstaltung stand Wijnand Jongen (Gründer der niederländischen E-Commerce-Plattform und des Qualitätszeichens Thuiswinkel.org – 2014 Gewinner des Mans Lejeune Award, der anlässlich des 50-jährigen Bestehens von Lejeune Association Management für innovative Verbände ins Leben gerufen wurde), auf der Bühne. Er hatte später auch das europäische Pendant dieser Organisation, E-Commerce Europe gegründet und schrieb den internationalen Bestseller »The end of online retail«. Dieser Titel war auch das Hauptthema seiner Präsentation, unterstützt durch eigenes Videomaterial, das zeigt, wie sich der klassiche Einzelhandel mit dem Internet zusammenschließt. Da Etiketten ein entscheidender Faktor in der Logistikkette sind, eröffnet dies der Etikettenindustrie große Chancen.
Verbinden der Punkte
Nach der FINAT-Generalversammlung und einer kurzen Pause konzentrierte sich der letzte Teil der Sitzung auf die Frage: »Was sind die Ergebnisse dieser Konferenz und wie können wir sie in umsetzbare Ideen für unser Geschäft umsetzen?« Die Branchendebatte, von Bert van Loon und Corey Reardon gemeinsam moderiert, brachte die wichtigsten Lernpunkte aus den vorangegangenen Präsentationen aus der Sicht des Publikum und den Experten im Raum zusammen, auf der Bühne, basierend auf drei Themen: »Smart Technology«, »Nachhaltigkeit« und »zukünftige Arbeitskräfte«.
Nach einer lebhaften einstündigen Debatte bot der letzte Keynote Speaker und Kreativitätsforscher Fredrik Härén den Teilnehmern im Raum sein Ideenbuch an und gab einige unterhaltsame Beispiele zu seiner Definition einer Idee: P(K+I). Eine Idee bedeutet, dass eine Person ihr Wissen nimmt und mit Informationen kombiniert. Vom Publikum herausgefordert, argumentierte er, dass nichts völlig neu sei, alles sei eine Kombination aus bisher bekannten Dingen auf neue Weise. Es gibt unendlich viele neue Ideen, die darauf warten, durch die Kombination von Wissen und Informationen, zu denen wir Zugang haben, offenbart zu werden. Sein Buch, eine Kombination aus Text und leeren Seiten, zeigt, wie ein »Management-Buch« den viel größeren Markt der »Büroausstattung« durch die Kombination dieser neuen Funktionen erschließen kann.
Bei einem solchen inhaltlichen Reichtum, wie er auf dem European Label Forum 2019 vorgestellt wurde, ist in der Tat viel Kreativität gefragt, um die Punkte zu verbinden und für sein Unternehmen nutzbar zu machen. Durch das Lernen und die Interaktion mit solchen Themen können wir die Etikettenindustrie gemeinsam weiter ausbauen.
Das European Label Forum findet im nächsten Jahr vom 3.–5. Juni 2020 in Rom/I statt. Das nächste Finat Technical Seminar wird vom 4.–6. März 2020 in Barcelona/E stattfinden. (Fotos/Grafik: Finat)
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