Nick Coombes berichtet aus Israel, wo eine neue Mark Andy P7 die Produktionskapazitäten des im Kibbutz-Eigentum befindlichen Unternehmens Migvan Flexible Packaging erweitert.
Um die wahre Bedeutung dieser Mark Andy-Installation zu sehen, muß man die Geschichte von Migvan Flexible Packaging verstehen. Während viele Etikettendrucker als kleine Familienunternehmen starteten, gewachsen sind und erfolgreich wurden war die Vorgehensweise von Migvan eine andere. Vor 40 Jahren als Akzidenzdruckerei gegründet gehört das Unternehmen zum Kibbutz Mishmar David, mit Sitz etwa 20 km außerhalb von Tel Aviv. Als einer der kleinsten Kibbutze mit lediglich 30 Mitgliedsfamilien wird diese Kommune im kooperativen Lebensstil als Aktiengesellschaft mit Aufsichtsrat geführt. Ursprünglich lebten die im Kibbutz arbeitenden Menschen auch dort – heute wird Fachpersonal auch von außerhalb angestellt.
So auch Oded Zmiri, seit 2010 Geschäftsführer bei Migvan. Umgehend begann er die Umstrukturierung der bestehenden Auftragsstrukturen. Er vollzog den Wandel von Druckaufträgen mit hohen Auflagen aber geringen Gewinnspannen hin zu Druckjobs, die besser zur bestehenden Ausstattung und dem vorhandenen Personal passten. Und er erzielte mit diesen Maßnahmen höhere Gewinne. Oded Zmiri: »Als ich hier anfing, wurde dreischichtig 24/7 mit durchschnittlichen Lauflängen von 30.000-50.000 m produziert. Jetzt arbeiten wir in lediglich einer 12-Stunden-Schicht Aufträge mit 10.000-20.000 m Lauflänge und haben unseren Bruttogewinn verdoppelt.«

In den Jahren 2011/2012 wurden in Israel jährlich Etiketten im Wert von lediglich USD 60 Mio. verkauft, während der Gesamtumsatz im Verpackungsdruck ca. USD 500 Mio. betrug. Migvan begann 1976 mit der Produktion von Etiketten. Im Jahr 2000 stieg man in den Bereich flexible Verpackungen ein. Gemäß Oded Zmiri konkurriert der kleine Etikettenmarkt mit der Produktion breitbahniger Produkte, wobei eine Bahnbreite von 660 mm als das Maximum betrachtet wird. »Wir produzieren Etiketten bis zu einer Bahnbreite von 430 mm – damit verfügen wir über die benötigten Kapazitäten, um unterschiedliche Formate effizient zu produzieren und vermeiden eine zu hohe Makulatur hochwertiger, teurer Bedruckstoffe«, erläutert Oded Zmiri.
Die neue Mark Andy P7 Performance wurde Anfang 2015 in Betrieb genommen. Sie war Teil eines Investitionspakets über USD 2,5 Mio. Die P7 ist der erste Schritt in Richtung UV-Flexo. Sie ergänzt die vorhandenen drei Buchdruckrotationen und drei Flexodruckmaschinen (lösemittelbasiert). Zur vorhandenen Digitaldruckkapazität (HP Indigo) kam eine weitere WS6600, auf der typischerweise Aufträge von um die 2000 m Lauflänge produziert werden. Die Faltenbeutel-Fertigung (gusset pouch) wurde mit einer V500 von HCI aus Taiwan erweitert – eine nützliche Kapazitätsergänzung, speziell für den rapide wachsenden Kaffee-Markt in Israel.
Neben den Maschineninvestitionen ist das eSave-System – eine Technology aus Israel – hervorzuheben. Damit konnte Migvan die Kosten für Strom um durchschnittlich 15% senken und sich gleichzeitig eine verbesserte, gleichmässige Energieversorgung – ohne Spitzen oder Ausfälle – sichern.
»Wir sehen einen Auftragswandel weg vom analogen Buchdruck hin zum digitalen Flexodruck, müssen aber noch sehr viel lernen, um die Vorteile der neuen Technologie voll nutzen zu können«, so Zmiri. »Die ›Mark Andy Universität‹ zur Ausbildung und Weiterbildung der Maschinenführer ist ein äußerst hilfreiches Konzept und hat auch dazu beigetragen, dass wir uns letztendlich für den nordamerikanischen Druckmaschinenhersteller entschieden haben.«
Aktuell werden 65% des Gesamtumsatzes mit flexiblen Verpackungen und 35% mit Etiketten erzielt. Durch die 10-Farben UV-Druckmaschine P7 ist nun ein signifikanter Anstieg im Etikettenbereich möglich. Die Nahrungsmittelbranche ist mit 80% der größte Absatzmarkt, die restlichen 20% des Umsatzes werden in den Bereichen Kosmetik und chemische Industrie erzielt. »Die P7 bietet uns größte Flexibilität bei der Produktpalette wie beispielsweise Sachets von der Rolle und öffnet uns außerdem die Türen nach Europa und USA. Wir haben uns mit den wichtigsten Druckmaschinenherstellern auseinandergesetzt. Letztendlich waren die amerikanische Technologie mit ihrer einfachen Handhabung und die exzellente, langjährige Beziehung zur hiesigen Vertretung Machingraph die ausschlaggebenden Punkte für unsere Entscheidung.«
Migvan geht einen recht unkonventionellen Weg zur Vermarktung der Mark Andy-Installation. In einem überwiegend vom Tiefdruck und dessen hoher Druckqualität geprägten Umfeld hatte es der Flexodruck in Israel – verglichen mit anderen Ländern – nie leicht und wurde sicherlich nie als HD (High Definition)-Prozess angesehen. Um diese Hürde zu nehmen, bezeichnet Migvan die Mark Andy P7 als »HD-Hybrid« und ist sogar noch einen Schritt weitergegangen, indem die Maschine entsprechend gekennzeichnet wurde. »Es geht darum, den Kunden von der Qualität zu überzeugen. Deshalb werden wir nie unter einer Rasterweite <60 L/cm produzieren, in der Regel mit einer Rasterweite von 70 L/cm. Obwohl wir momentan die Vorstufe über externe Dienstleister einkaufen, können wir die Qualität leicht überprüfen«, so Oded Zmiri. Migvan hat bereits intern Aufträge auf die P7 verlagert mit dem Ergebnis gestiegener Erträge.
Um hitzeempfindliche Substrate wie PET und BOPP verarbeiten zu können, ist die P7 mit Kühlwalzen ausgestattet. Wendekreuz, Folienkaltprägeeinheit, De-/Relam-Vorrichtung sind verschiebbar auf einem Schienensystem. Weitere Ausstattungen sind ein Stanzwerk und das preisgekrönte QCDC- Modul (Schnellwechselsystem für Stanzen), ein AVT Helios II-System für 100% Qualitätskontrolle und Fehlerinspektion, und ein BST PowerScope 4000 mit Monitor am Quer- bzw. Längsschneider. Durch diese Kombination erhofft sich Oded Zmiri einen Einstieg in neue Märkte wie Pharma-Etiketten. »Durch Erschließung von bislang nicht zugänglichen Nischenmärkten möchte ich unsere Abhängigkeit vom Lebensmittelmarkt in den nächsten drei bis fünf Jahren von 80% auf 50% reduzieren«, ergänzt er.
Obwohl Migvan nur zu einem kleinen Kibbutz gehört sind die Ziele hoch gesteckt und sollen mit Hilfe von Mark Andy umgesetzt werden. Sollte dies gelingen wäre Migvan nicht das erste israelische Unternehmen das die globalen Märkte erobert. Entscheidend hierfür ist die richtige Wahl der Technologie und des Lieferanten. Moris Eshkenazi, Sprecher der örtlichen Mark Andy-Vertretung Machingraph erläutert: »Migvan ist ein schönes Beispiel dafür, was mit moderner vielseitiger Technologie erreicht werden kann und dient als erstklassige Referenz für Mark Andy in Israel. Ich bin davon überzeugt, dass diese Installation dazu beiträgt, unseren Marktanteil in der Schmalbahnindustrie erheblich zu steigern.«