Global Pouch Forum


Global Pouch Forum
Sara Shumpert, The Packaging School

Das »Global Pouch Forum 2017« in Miami, FL/USA (14.–16. Juni) hatte 13 Sessions in nur zwei Tage gepackt. Die Präsentationen kamen von Beteiligten aus der Lieferkette – vom Folienhersteller bis zum Drucker, Abpackern, Maschinenanbietern, Forschern und Markeninhabern.

Innovation
Während der Eröffnungs-Präsentation hatte Brian Wagner, Direktor von AMERIPEN (American Institute for Packaging and the Environment), die Gehirne der Teilnehmer mit einer Diskussion über die vierte Dimension der Verpackung, die durch die digitale Transformation geprägt ist, angeregt. »Das Internet der Dinge ist hier und wir als Industrie müssen proaktiv sein, um Verpackungen zusammen mit ihm zu bringen«.

Sal Pellingra von ProAmpac sprach über globale Innovationen für Stand-Beutel, die geringere Produktionskosten und erhöhte Supply Chain Effizienz ermöglichen. Andere Länder, wie Japan, sind Längen vor den USA, wenn es um flexible Verpackungen geht. Warum? In den USA ist so (zu) viel vorhandene Infrastruktur für Konserven-, Abfüll- und Kartonieranlagen, die aufgrund der historischen Massenproduktion kostengünstig sind.

Global Pouch ForumIn einem späteren Gespräch mit Robert Knieper, Verpackungs-Ingenieur bei ConAgra, wurde deutlich, dass z.B. das Abfüllen von »Hunt’s Tomaten Mark« mit 1000 Dosen/Min. auf längst abgeschriebenen Maschinen läuft, was somit zu sehr niedrigen Overhead-Kosten pro Dose führt. Jede andere Art von Verpackung würde neues Kapital erfordern und möglicherweise nicht so schnell laufen. Wo Herausforderungen sind, gibt es Chancen. Basierend auf der Erkenntnis, dass 64% der Rezepte nur 2 Esslöffel Tomatenmark erfordern (die traditionelle Dose geliefert 6 Unzen, 4x mehr als benötigt), hat ConAgra ein Sachet entwickelt – trotz Premium-Preis von den Kunden akzeptiert.

In einem Panel über Innovationen im Druck, geleitet von Windell McGill (HP), erfuhren die Teilnehmer, wie Marken den einzigartigen Wert nutzen, den digital produzierte flexible Verpackungen bieten. Digitaldruck wächst mit 11,2% im Wert und 15,4% im Volumen bis 2022 (Smithers Pira). Chancen liegen in der Schaffung von »lokalen« Produkten, die den Verbraucher mit dem Erzeuger verbinden oder die Verpackung für den Verbraucher über Design oder Namensgebung personalisieren.

e-Commerce
Matt Dingee (Onpoint 2020) und Brad Rager (Bemis) zeichneten ein Bild zur e-Commerce Landschaft, wie sich Verpackung für die Online-Shopping-Norm anpassen muss. Sekundärverpackung wird oft als Notlösung für die Mängel der Primärverpackung verwendet, weil die gleiche Verpackung, die für den Einzelhandel entwickelt wurde, im e-Commerce eingesetzt wird. 41% der Verbraucher haben Lebensmittel online gekauft und 21% haben dies in den letzten 30 Tagen getan. e-Commerce im Lebensmittelhandel ist Realität. Die Markenartikler müssen sich an das Modell »Verpacken und Versenden« (pack & ship) anpassen, wo diverse Artikel zusammengepackt sind mit der Gefahr, auf der letzten Meile zum Verbraucher beschädigt zu werden. Für kleine Startup-Marken, die direkt an den Kunden versenden, können riesige Einsparungen realisiert werden, wenn von Anfang an in die richtige Verpackung investiert wird.

Global Pouch Forum
Foto: Package InSight

Was uns die Forschung sagt
Für flexible Verpackungen wird weniger Material eingesetzt, sie ist leichter und nimmt weniger Platz ein als andere herkömmliche Formate. Bei der Wahl zwischen dem gleichen Produkt in verschiedenen Verpackungen, bevorzugen Verbraucher in 71% der Fälle flexible Verpackungen. Neben dieser Erkenntnis, wurden Beispiele aus einer Einzelhandelsstudie zur Nutzung von flexiblen Verpackungen geliefert.

Package InSight, ein Forschungsunternehmen zu Verbraucherverhalten, hat mit Eye-Tracking bewiesen, dass 53% der Testpersonen einen Beutel mit »Daisy Sour Cream« länger betrachtet haben als das gleiche Produkt in einem Becher.

Nachhaltigkeit
Eine Podiumsdiskussion zum Thema Recycling von flexiblen Verpackungen brachte Vertreter von P&G, ConAgra, Dow und dem NGO »The New Plastics Economy« zusammen. Die Verbraucherwahrnehmung von Kunststoff ist nicht wirklcih sehr positiv aufgeladen. Obwohl Wahrnehmung nicht die Realität darstellt, hat sie die Macht, die reale Welt zu beeinflussen. Man denke nur an eine Textzeile von Katie Perry: »Do you ever feel like a plastic bag, drifting through the wind, wanting to start again?« (Sich schon mal wie eine Plastiktüte gefühlt, durch den Wind getrieben, und wieder anfangen wollen?«

Stacy Fields (Dow) führt durch die Realität des Nachhaltigkeitsprofils von Kunststoff-Verpackungen:

  • Verringert den Materialeinsatz. 2 lbs (0,4536 kg) Plastik fassen die gleiche Menge an Flüssigkeit wie eine Verpackung aus 3 lbs Aluminium, 8 lbs Stahl oder 27 lbs Glas.
  • Spart Energie. Ein Lkw mit leeren flexiblen Verpackungen ersetzt 25 Lkw, die Dosen für die gleiche Menge an Lebensmitteln tragen.
  • Reduziert Emissionen. Organische Abfälle in Deponien emittieren Methan: ein Treibhausgas mit 23 mal mehr globalen Erwärmungspotential als CO2; und Kunststoffverpackungen helfen, Lebensmittel aus der Deponie zu halten.
  • Spart Ressourcen. Vermeidet das Verderben von Lebensmitteln und schützt Konsumgüter vor Schäden während des Verteilens.
  • Wiederverwendbare Ressource. Kann am Ende des ursprünglichen Lebenszyklus zu Polymer oder zur Energiegewinnung recycelt werden.

Trotz dieser Pluspunkte ist das Recycling von flexiblen Kunststoffen in vielen Bereichen anspruchsvoll. Flexible Verpackungen werden mit sehr dünnen Schichten verschiedener Kunststoffe entwickelt; dies erschwert das Recycling. Der Gewichtsvorteil ist ein zweischneidiges Schwert für flexible Verpackungen; es macht sie weniger wertvoll für die Sammlung für Recycling-Anlagen, die auf gewichtsbasierte Einheiten Setzen. Schließlich könne man nicht abstreiten, dass Verbraucher einfach weniger Kunststoff recyceln als Papier oder Metall. Warum? Die Verbraucher seien durch komplexe Etikettierung und mangelnde Kommunikation verunsichert. [Vielleicht trifft dies auf die USA zu. Anm. der Redaktion].

Neue Etiketten »How2Recycle« und Rückgabe-Programme im Lebensmittelhandel werden eingeführt, in der Hoffnung, Recycling von flexiblen Verpackungen zu verstärken (www.how2recycle.info). Innovationen in der Kunststoff- und Folien-Struktur von Firmen wie beispielsweise Dow mit der RecycleReady-Technologie und NOVA Chemicals mit einem vollständig recycelbaren All-Polyethylen-Standbeutel werden die Branche voranbringen. Alles, was für die weitere Akzeptanz benötigt wird, ist der Druck von globalen Marken auf Lieferanten, Verpackungen für das Recycling und eine selektive Kompostierung zu entwickeln, und Abpacker zu aufzufordern, diese Materialien und Prozesse anzunehmen.

Global Pouch ForumGPF-Teilnehmer hatten die Gelegenheit, das Karlville Miami Headquarters & Technology Center zu besichtigen, wo neueste Technologie für flexible Verpackungen präsentiert wurde. (Fotos: Sara Shumpert/Package Insight/Karlville)

Das nächste »Global Pouch Forum« wird am 13.–15. Juni 2018 wieder in Miami, FL/USA stattfinden.

www.globalpouchforum.com
www.packagingschool.com

 

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