Innoform, Lebensmittelsicherheit, Lebensmittelverpackungen, Konformität,

 

Die Innoform Coaching GbR lud am 7.–8. Februar 2017 zum 15. Inno-Meeting nach Osnabrück ein. Rund 160 Fachkräfte der Verpackungs- und Lebensmittelindustrie nahmen daran teil. Im Mittelpunkt des Branchentreffs der Flexpack-Industrie stand das Thema »Optimalverpackung«.

Gab es die ersten Einwegverpackungen als Amphoren in Persien, so hat sich die Verpackung im Laufe der Jahrhunderte immer weiter entwickelt und ist ein ständiger und nie endender und kreativer Lernprozess, und wie Michelangelo schon treffend sagte: Non finito.

Aus unterschiedlichen Blickwinkeln diskutierten die Teilnehmer optimale Voraussetzungen, Grundlagen und Entwicklungsprozesse für eine perfekte Verpackung. Gundolf Meyer-Hentschel (Age-Explorer Institut) veranschaulichte an dem mathematisch perfekten Gesicht von Florence Colgate, der schönsten Frau der Welt, dass Schönheit messbar ist und es eine Formel für das Optimum gibt.

Ist auch die Optimalverpackung messbar bzw. berechenbar?

Anke Leighty (GVM) beschäftigte sich in ihrem Vortrag mit den zentralen Einflussfaktoren für die Entwicklung des Verpackungsverbrauchs. Sie beleuchtete Wachstumsmärkte für Mono- und Verbundfolien an ausgewählten Branchen in Deutschland und Europa. So schlagen sich Megatrends wie »Umweltfreundlichkeit« und »Save Food« deutlich in der Entwicklung des Verpackungsverbrauchs nieder. Die Branche wächst weiter.

Innova Market Insights veröffentlicht jedes Jahr die Top 10 Food & Beverage Trends, die die Neuproduktentwicklungen der kommenden Jahre spürbar beeinflussen werden. Dominik Herwald zeigte anhand aktueller Flexpack-Innovationen in Europa, dass neben Convenience das wachsende Verlangen nach Produkten, die nachhaltigeren Konsum unterstützen, wesentlichen Einfluss auf Verpackungsinnovationen hat. Er stellte neue Produkte mit verschiedensten Lösungsansätzen vor. Das Spektrum reichte von flexiblen und wiederverschließbaren Verpackungen bis zur Neugestaltungen für tiefgefrorene Lebensmittel.

Verpackungsinnovationen sind nur möglich, wenn alle am Entwicklungsprozess Beteiligten Hand in Hand arbeiten. Maren Daffner (abc packmedia) stellte optimale Entwicklungsprozesse aus Sicht eines Reprounternehmens und einer Designagentur im Zusammenspiel mit dem Markenartikler vor.

Inno-Meeting, OptimalverpackungTobias Kredel und Volker Muche (pacProject GmbH) – Interview hier klicken – stellten das Packaging Wheel Konzept vor, ein visuelles, logisches Tool, das auf Open Source und die interdisziplinäre Zusammenarbeit aller Beteiligten setzt. Über holistische Evaluierung und das Benchmarking von Marktmustern wird so der demokratische Meinungs- und Wissensaustausch der Teams erleichtert und der Entwicklungsprozess beschleunigt.

Neue und unterschiedliche Entwicklungsprozesse für eine Optimalverpackung wurden vorgestellt. Immer mehr Baukastensysteme halten Einzug in die Verpackungsentwicklung und ermöglichen so eine Standardisierung und damit Kosteneinsparung. Astrid Pant (Fraunhofer Institut) – Interview hier klicken. stellte ein Berechnungssystem zur Abschätzung der Haltbarkeit und weiteren Eigenschaften von Lebensmittel vor. Dieses Modell beruht auf Modulen, die einzelne Teilbereiche separat oder kombiniert berechnen können, so dass verschiedene Blickwinkel auf ein verpacktes oder zu verpackendes Gut möglich sind wie z.B. Sauerstoffbarriere, mechanische Festigkeit, Simulation etc.

Dr. Stefan Häp (Siegwerk Druckfarben AG & Co. KGaA) beschrieb die einzigarten Eigenschaften und Vorteile eines universellen Masterbatch Farb-Systems auf Polyurethanbasis. Mit einer Vielzahl von typischen Farbkomponenten erlaubt das System die schnelle Bereitstellung maßgeschneiderter Farblösungen, die mit exakt den gewünschten technischen Eigenschaften und der erforderlichen Druckperformance zum Gelingen einer optimalen Verpackung beitragen können. Diese Modul-Strategie spart Geld und Ressourcen.

Tim Siebels (Institut für Distributions- und Handelslogistik des VVL e.V.) stellte Lösungsansätze vor, wie zukünftige Verpackungsentwicklungen die Herausforderungen des Online-Lebensmittelhandels und die damit verbundene komplexe Logistik im Kontext von Industrie 4.0 erfüllen können.

Schalenverpackungen sind ein Lösungsansatz, komplexe Logistikherausforderungen einfach zu lösen. Sebastian Kremer (silver plastics) holte die Schalenverpackungen aus ihrem scheinbaren Schattendasein heraus und veranschaulichte, welche Möglichkeiten sich mit der richtigen Schalenverpackung eröffnen. So können mit einer adäquaten Standardisierung bezüglich Farben, Formen und Varianten Kosten eingespart, Logistikanforderungen erfüllt und zusätzlich die Umwelt geschont werden.

Aktive und intelligente Verpackungslösungen schützen nicht nur das Produkt, sondern stellen sich auch Herausforderungen wie Fälschungssicherheit, Leitfähigkeit und Kratzfestigkeit. Prof. Christian Kohlert (Klöckner Pentaplast GmbH & Co. KG) zeigte anhand von Mustern, welche Möglichkeiten sich mit der Nutzung von Nanopartikeln eröffnen. Aufgrund der kleinen Abmessungen und damit riesigen Oberflächen werden Eigenschaften erzeugt, die normale polymere Folien sonst nicht haben. Aber Achtung – neue Technologien bergen Risiken, die Klöckner zu beherrschen weiß.

Inno-Meeting, OptimalverpackungNicht zu vergessen ist bei der Entwicklung einer Optimalverpackung die Circualar Economy, die Kreislaufwirtschaft, die sich wie ein roter Faden durch die ganze Tagung zog und in der Verpackungsindustrie immer mehr Gesprächsthema wird. In Diskussionen rücken Rohstoffknappheit, Entsorgung, nachwachsende Rohstoffe, Umwelteigenschaften der Verpackungen immer mehr in den Vordergrund: Welche Konsequenzen muss der Hersteller ergreifen, damit die Verpackung nicht in Misskredit gerät, weil sie Ressourcen kostet? Was ist für den Hersteller realisierbar und was fordert der Gesetzgeber? Dazu sprach u.a. Prof. Dr. Bernd Wilke (Bosch Packaging) – Interview hier klicken. So wird am 4./5. April 2017 die Tagung Umwelt- und umfeldgerechte Kunststoffverpackungen auf der Marienfestung Würzburg stattfinden. Schwerpunktthema wird die Kreislaufwirtschaft sein.

Der Hauptzweck einer Verpackung ist es, das Produkt zu schützen. Prof. Selcuk Yildrim (ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften) unterstrich in seinem Vortrag den Nutzen der Verpackung und zeigte auf, mit welch einfachen Mitteln die Qualität des Produktes länger erhalten und die Sicherheit erhöht werden. Er stellte die Entwicklung eines Sauerstoffscavengers in Form eines Labels und seinen Einsatz bei Fleisch- und Backwarenprodukten vor. Ein Katalysator bewirkt hier die Umsetzung des Sauerstoffs und überragt damit vergleichbare Scavanger in Schnelligkeit und Wirksamkeit.

Rohstoffe werden knapper und teurer: Michael Krainz (OFI Österreichisches Forschungsinstitut für Chemie und Technik) drehte an der Kostenschraube und zeigte auf, welche Minimierungsmöglichkeiten es gibt und wohin der Trend geht. So ist eine Verpackung umso effizienter und ressourcenschonender ist, je optimaler sie auf das Füllgut zugeschnitten ist. Materialreduktionen stellen Herausforderungen an neue Materialien und Materialkombinationen, neue Bio-Kunststoffe und Verarbeitungsverfahren. Anhand praktischer Beispiele stellte er erfolgreiche Materialreduktionen vor, mit denen mittels der richtigen Vorgehensweise der Produktschutz gewährleistet ist und Kosten eingespart werden.

Optimale Verpackungen erfordern optimierte Verpackungsprozesse. Convenience ist das Schlagwort unserer Zeit. Flexibilität ist in allen Lebensbereichen gefragt und bezieht sich auch bei der Verpackungsherstellung auf das gesamte Handling. Flexible Verpackungsanlagen bedeuten Wettbewerbsvorteil. Karl Zeh (Selo Deutschland GmbH) zeigte am Beispiel vorgefertigter Beutel, welche Optimierungen im Verpackungsprozess möglich sind. Welche Qualitätsvorteile bieten vorgefertigte Beutel und wie macht sich dies bei der Warenpräsentation beim Endkunden bemerkbar?

Ein Höhepunkt der Tagung war die Verleihung des »Silver-Awards« durch das Meyer-Hentschel –Institut. Preisträger waren dieses Jahr die Homann Feinkost, Menshen und die STI Group.

So kann eine optimale Verpackung nur entstehen, wenn eine lückenlose Kommunikation aller Beteiligten auf Basis einer interdisziplinären Zusammenarbeit gewährleistet ist, gesellschaftliche Umwälzungen (Clean Label) und die produktionstechnischen Gegebenheiten berücksichtigt werden.  Die Teilnehmer lobten die hervorragende Organisation und betonten, dass die Referenten vorwiegend aus der Praxis kommen.

Das nächste Inno-Meeting findet statt am 20.–21. Februar 2018. Schwerpunktthema wird die Individualisierung der Verpackung sein.

www.innoform-coaching.de

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